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PRIVATE WEDNESDAY mit Lars Nagel

Lars Nagel ist ein echter Vielseitigkeits-Könner. Eigentlich ist er ein ausgebildeter Tischlergeselle, aber damit nicht genug! Mit seiner Firma GARDEROPE bringt er richtig coole Garderoben an den Mann und die Frau. Hände legt er auch bei seinem Job als

Festmacher im Hamburger Hafen an. Und als Kontrastprogramm ist er als Schauspieler unterwegs! Wenn das 178 cm große Hamburger Energiebündel nicht

gerade arbeitet, ist es sportlich sehr aktiv.

LARS NAGEL: Ich habe nun mal ein übernatürlichen Bewegungsdrang und gleichzeitig einen starken innerlich Widerstand bei langweiligen, eintönigen, stupiden immer sich wiederholenden Handlungen. Klassische Fließbandarbeit wäre mein Untergang, das macht mich einfach depressiv und engt mich total ein.

Ich habe mein Leben lang sehr viel Sport gemacht, Fußball (bis28), Tennis (bis

14Jah.), Handball (bis18), Badminton (Schulzeit), WingTsun, alles im Verein, alles parallel, viel gejoggt, Fahrrad gefahren und als ich mit Ende 20 auf die Schule für Schauspiel nach Hamburg ging, kam dann Stuntfight, Gesangsunterricht, Pilates, Joga, Moderndance und Capoeira und Hapkido dazu. Das habe ich alles sehr intensiv gemacht, denn wenn ich etwas mache dann mit Haut und Haaren. Also eigentlich jeden Tag, denn ich trage eine natürliche Art des Festbeißen in mir, immer dran bleiben immer weiter.

Heute habe ich durch meine Tischler-Aufträge sowie mein Label GARDEROPE - weil schöne Garderoben besser sind - einfach viel weniger Zeit zum exzessiven Sport. Das heißt jetzt aber nicht, dass ich mich kaum noch bewege, denn seit 5 Jahren habe ich einen vierbeinigen Freund an meiner Seite, ELVIS, ein Rhodesian Ridgeback. Der junge Mann ist eigentlich immer an meiner Seite und kilometerlange Spaziergänge reizen wir täglich ab.

Alles meine Jobs sind irgendwie körperlich intensiv, ob's nun die Festmacherei oder die Schauspielerei ist. Ich erinnere mich noch an einen TV-Werbespot für den Telefon Anbieter Freenet, für den ich als Fußballflitzer im Stadion von Holstein Kiel diverse Male über’s Spielfeld gerannt bin, während die Regionalliga A-Jugend gespielt und hinter mir immer die Security her war und das vor 800 Zuschauern in Form von Komparsen. Da muss man schon fit sein, denn so ein Dreh dauert schon mal 14-16 Stunden!!!

MAENNERSTYLE: *lach* ...ziemlich aktiv! Lars, wie kamst Du zu Deinem Label „Gardedrope“? Wann hast Du das erste Mal gedacht: Ich möchte ein Designer werden? Oder würdest Du Dich lieber Künstler nennen?

LARS NAGEL: Also der erste große Antrieb war definitiv, etwas ganz Neues, vielleicht nie da gewesenes zu gestalten, erschaffen was auch einen Nutzen oder Vorteil hat oder einfach gesagt: von der Idee zum fertigen Produkt, wie geht das, kann ich das auch? Ist das überhaupt möglich, aus dem Nichts etwas zu schöpfen?

Mein damaliger Schwiegervater war Rennfahrer und hat als erster ein Buch herausgebracht über “Das Ideallinie Konzept. Gezeigt am Bespiel des Nürburgrings".

Da war ich so Mitte, Ende 20 und das hat mich so inspiriert, dass ich in meinem

Umfeld nach Dingen Ausschau hielt, welche verbesserungsfähig wären oder Dingen

die einem die Arbeit erleichtern würden, wenn es sie gäbe.

Die erste Idee die ich hatte war eine Teleskop-Wasserwaage, so etwas gab es damals nicht. Da mein Schwiegervater, welcher Dipl. Ingenieur ist, wenig Interesse zeigte, verließ mich der Mut und verlor die Idee aus den Augen. Das war so 2002/2003. Zwei Schweizer erfanden dies dann 2009. Super Jungs!!!

Das nächste Mal beschäftigte ich mich mit diesem Thema wieder, als ich einige Jahre in dem Internetauktionshaus lauritz.com gearbeitet hatte. Dort wurden viele Design-Klassiker verkauft, von Eames bis Poul Henningsen. Da kam dann schon mal der Wunsch auf eventuell Möbel zu designen.

Naja, nach diesem Haus kam die Zeit der Seile, meine Tochter Lucy, damals noch im Spielplatzalter, ging am liebsten mit mir in den Kletterspinnen oder Hochseilgärten klettern. Dann kam zufällig noch die Festmacherei der Hamburger Hafens in mein Leben. Also Seile, Seile, Seile...

Eine Tages saßen wir zu Hause, meine Tochter, meine Freundin und ich sagte, dass

ich sehr gerne mal etwas aus Seilen bauen würde, aber nichts zum Klettern. Da kam uns die Idee in den Kopf: eine Garderobe, eine Seilgarderobe!!! Welche wie ein Netz gespannt ist, mit viereckigen Feldern und Haken. Also gingen wir zu einem Schiffsausrüster-Geschäft und besorgten uns Seile/Ropes. Beim Legen der Seile kam mir dann der Name GARDEROPE. Garderobe nur mit *P* für Ropes.

Ich sehe mich jetzt nicht unbedingt als Künstler sondern eher als Kreativer und Umsetzer.

MS: Deine "Garderope" liegt auf der Schnittstelle zwischen Wohnen und Arbeiten. Wie

beurteilst Du die Zukunft der Arbeitswelt in Bezug auf Möbel?

LN: Mit Garderope strebe ich eine einfache funktionale Bauweise an, in der sich die Ästhetik der maritimen und industriellen Welt vereinigen sollen. Dazu auf eine lockere Art mit dem Leben umgeht und ein hohes Maß an Flexibilität und Qualität bietet.

MS: Wie schätzt Du den Stellenwert des deutschen Möbeldesigns international ein?

LN: Kann und möchte ich auch nicht wirklich beurteilen, das überlasse ich lieber führenden deutschen Möbeldesignern wie zum Beispiel Moormann!

MS: Dominiert der industrielle Aspekt des Massenmarkts zusehends?

LN: Ja schon, denn der günstigere Preis dominiert die Nachfrage. Der Kunde möchte mit seinen finanziellen Mitteln so viele Dinge wie möglich kaufen und das geht am Besten über günstigere, industrielle Massenware. Schade eigentlich. Ich kauf weniger, dafür achte ich auf Qualität und regionale Herstellung.

MS: Wie kommst Du eigentlich an Deinen Job als Festmacher im Hamburger Hafen? Erkläre diesen interessanten Beruf bitte unseren Lesern.

LN: Vor ein paar Jahren brauchte ich ein wenig Taschengeld und fragte eine Freundin, ob sie jemanden wüßte, der zwei zusätzliche Hände benötige, was auch immer. Da rief sie ein paar Tage später zurück und gab mir die Telefonnummer eines Mannes, den sie zuvor kennenlernte und meinte, die suchen noch einen dritten Mann für eine Ponton Reinigung vor Norderney für eine ganze Woche. Zurückgerufen, zugesagt und ungesehen einen Treffpunkt zur Abreise nach Norderney gemacht. Montag früh um 7:00 Uhr vor Penny auf der Reeperbahn in Hamburg St.Pauli. Angekommen stehen dort zwei gepeikerte, schwarz gekleidete, so „Türstehertypen“ die eher dem St.Pauli Milieu zuzuordnen sind. Die beiden stellen sich kurz vor: Tetsche und Stoppo. Kurzes gegenseitiges Abklopfen und los ging’s. Gerade aus Hamburg raus, haben wir schon Tränen zu dritt, vor Lachen, vergossen. So verlief dann die ganze Woche und auf dem Rückweg nach Hamburg nach einer Woche sprachen wir über meine Abrechnung der Woche. Die beiden Herren, ihres Zeichens Hamburger Schiffsbefestiger (Festmacher, Boatmen), meinten, ich müsste unbedingt mit ihnen einmal ein Schiff festmachen. Einmal! ...und wenn ich nicht will, würden sie 50 € meiner geleisteten Arbeit der Woche einbehalten. Naja, da mir was an dem 50er lag, bin ich einmal mit zum Festmachen gekommen. So bin ich bei den Festmachern gelandet und mittlerweile schon über 5 Jahre dabei. So sind die Hamburger, erst etwas unterkühlt, wenn du sie aber richtig kennengelernt hast, hast Du einen Freund für's Leben getroffen!!!

Wir Festmacher sind dafür zuständig, ankommende Schiffe im Hamburger Hafen an den jeweiligen Kaianlagen zu befestigen oder loszumachen. Der Beruf hat sich in den letzten hundert Jahren kaum geändert.

MS: Du arbeitest auch als Schauspieler. Wie kannst Du diese drei so unterschiedliche Berufe vereinbaren?

LN: Filmschauspielerei in punkto Drehs, sind meines Erachtens, reine Lotterie.

Ich habe im Schnitt 8-10 Drehtage pro Jahr, ob Werbung oder Film, TV. Da ich Selbstständig bin, kann ich es mir natürlich einrichten recht spontan zum Casting oder zu einem Dreh zu gehen. Am Anfang war das zwischen den einzelnen Berufen schon schwieriger, nur mit der Zeit kommt die Sicherheit des vielen Tuns und ich weiß dann schon im Einzelnen, was gefordert ist und kann dann aus Erfahrung das umsetzen. Es ist durchaus möglich verschiedene Berufe erfolgreich auszuführen. Das Gute an drei Jobs ist zum einen, dass ich von einem allein nicht abhängig bin und es wird definitiv nicht langweilig!!!

MS: Was sind Deine Tabus beim Film? Was würdest Du in keinem Fall machen?

LN: Tier- und Kindermißbrauch sowie Vergewaltigung von Frauen!!!

MS: Was ist Deine Hoffnung, Deine große Stärke vielleicht?

LN: Wie gesagt, ich trage eine natürlich Art des Festbeißen's in mir und gebe bei all meinem Tun immer mein Bestes. Ich achte nicht nur beim Kauf auf Qualität sondern auch beim Verkauf. Denn jeder der mich bucht oder etwas bei mir kauft kann sicher sein, dass er sehr gute Qualität bekommt für sein Geld!!!

MS: Und was liefert Dir in Deiner Freizeit Antrieb? Du bist ja richtig sportlich unterwegs!

LN: Mein Freund Elvis, denn der muss täglich raus und wenn es uns packt, dann joggen wir einfach los, ohne irgendwelche speziellen Runner Klamotten.

MS: Was wünschst Du Dir für Deine Zukunft?

LN: Dass ich lange gesund und fit bleibe, um all die Schönen Dinge die das Leben bietet, tun und genießen kann.

MS: Was würdest Du gerne unseren Lesern mit auf den Weg geben?

LN: Immer schön dran bleiben - bei den schönen Dingen. Bei den weniger Schönen - einfach mal loslassen, weil schöne Dinge besser sind!!!

MS: Vielen Dank Lars für das spannende Interview! Wür wünschen Dir alles erdenklich Gute für Deine Zukunft!

Mehr über Lars Nagel erfahrt ihr auf seiner Webseite.

Fotos: Lars Nagel

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