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Wüstentrip für Kaltduscher: Trekking durch Marokko

Endlose Weite – enge Gassen, pure Luft – Gewürzduft, berührende Ruhe – pulsierendes Treiben – die Wüste und Marrakesch könnten unterschiedlicher nicht sein. Und doch eint die beiden Orte Marokkos mehr, als wir auf den ersten Blick vermuten. Es ist vor allem die Kultur der Berber. Neben den Arabern machen diejenigen, die sich selbst Imazighen nennen, einen Großteil der Bevölkerung aus. Deswegen ist das quirlige Marrakesch der ideale Ausgangspunkt, um von dort zu ihren Ursprüngen in der Wüste zu reisen.

Das Schaukeln der Kamele und der arabische Gemurmelteppich von unseren Guides haben fast schon meditative Qualitäten. Einfach ausschalten und abschalten. Hier hat man das Gefühl, völlig raus und ganz weit weg zu sein. Diese entspannende Ruhe heißt aber nicht, dass es nichts zu sehen gäbe. Die Landschaft ist abwechslungsreich: Steinwüste mit hartem, trockenem Boden, durchzogen von einem Netz feiner Risse. Kahle, karge Weite mit vereinzelten Vegetationstupfern. Malerische Dünenmeere, je nach dem Stand der Sonne hellgelb bis tieforange. Wir sind nicht die einzigen, die Spuren hinterlassen. Auch Tiere – flinke Sandfische, Käfer. Vereinzelt finden wir alte Münzen. Einmal einen Schuh. Und einen Menschenknochen.

Ja, was verschlägt einen nur so weit heraus aus der heimischen Komfortzone? Warum bewegt man sich freiwillig durch einen Sandsturm, irgendwo in der marokkanischen Sahara? Warum? Diese Frage rotiert immer wieder durch die Gedanken, während der Wind uns um die Ohren pfeift, der Sand in die Nase kriecht und die Arme durch eine Sandschicht zunehmend gelborange gefärbt werden. Bei jedem Biss knirscht es zwischen den Zähnen. Einzelne Körner verirren sich unter die Lider und schmirgeln für kurze Augenblicke die Netzhaut.

Bevor es losging, haben wir eine der vielen Beduinenweisheiten gelesen: „Wer in die Wüste geht und wiederkehrt, ist nicht mehr derselbe.“ Tatsächlich erlebten wir auf dem Weg und in der Wüste mindestens acht Momente, die uns nachhaltig beeindrucken:

Übernachten in einem Riad

Wer nachempfinden möchte, wie Familien in Marrakesch leben, sollte in einem Riad übernachten. Die charmanten Bauten um einen Innenhof sind intime Rückzugsorte inmitten des Trubels.

1200 dieser Wohnhäuser existieren in der marokkanischen Millionenstadt. Damit es die Bezeichnung Riad tragen darf, muss es folgende Kriterien erfüllen: innerhalb der Medina gelegen, einen Innenhof haben, um Licht und Sonne hinein zu lassen sowie einen Garten oder Springbrunnen in der Mitte.

Hier ist das Riad Asrari zu sehen, welches wir für den Aufenthalt in Marrakesch sehr empfehlen können.

Turban binden lernen

In den Souks Marrakeschs finden wir das unerlässliche Accessoire für den Trip in die Wüste: einen langen bunten Schal. Wer abseits der Touristenpfade in den Seitengassen gut verhandelt, bekommt ihn bereits für 20 Dirham (knapp zwei Euro).

Wie wir die drei Meter Stoff galant um den Kopf wickeln, erklärt uns Youssef in der Kasbah Panorama in Merzouga am Ostrand der Sahara. Der Berber kommt aus dem Teil Merzouga takoujt, letzteres steht für „bergig“.

Da die Turbane für die Wüstenbewohner ganz unterschiedliche Funktionen erfüllen – Schmuck, Handtuch, Seil, um einen Eimer in ein Wasserloch zu lassen – , sind sie bis zu elf Meter lang.

Auf einem Dromedar durch die Dünen reiten

Geschützt mit perfektem Turban geht es mit den Dromedaren in die Wüste. Die goldenen Dünen um Erg Chebbi schwingen sich zu allen Seiten auf, die Zeichnungen im Sand variieren, vereinzelt spitzen ein paar Gräser hervor.

Sanft schaukeleln uns die Dromedare durch die unendlich scheinenden Weiten. Hinter jeder Biegung tut sich ein weiteres Postkartenmotiv auf. Wer braucht da schon den Rücken der Pferde...

Sonnenuntergang in der Sahara genießen

Die Sahara ist bekannt für ihr fantastisches Licht. Eine Steigerung ist es, das Farbenspiel eines Sonnenuntergangs zu erleben. Unsere leine Reisegruppe sucht sich eine hohe Düne mit weitem Blick gen Westen und macht es sich in dem warmen angenehmen Wüstensand bequem.

Langsam senkt sich die Sonne vom strahlend blauen Himmel zum Wüstenhorizont. Die warmen, hellbraunen Reflektionen des Sands verstärken sich, während sich die Sonne in eine rötlich glühende Kugel verwandelt. Diese meditative, spirituelle Stimmung begleitet den Sonnenuntergang, bis die letzten warmen Strahlen und Umrisse im Wüstensand verschwinden.

Überlebenstipps für die Wüste erfahren

Wasser ist vor allem in der Wüste ein kostbares Gut. Um es zu finden, hilft es, sich an den Pflanzen zu orientieren. „Wenn du Gras oder etwas anderes Grünes siehst, weißt du, dass du hier graben musst“, verrät Youssef. Unser Dromedar-Führer macht es vor. Tatsächlich stößt er einen halben Meter unterhalb der Sandoberfläche auf Wasser.

„In der Wüste bin ich weit weg von allem und ganz nah bei mir selbst“, erklärt Said uns die Leidenschaft für seine Heimat. Die Sahara lehrte ihn so vieles, wie beispielsweise Geduld. Die braucht es auch, um vorwärts zu kommen. Denn für den acht Kilometer langen Weg von Merzouga bis ins Wüstencamp benötigen wir etwa zwei Stunden. Nicht über die Dünenkämme, sondern im Zickzack um die Hügel herum lautet das Geheimnis.

Am Lagerfeuer Musik hören

Kaum ein Ort ist besser geeignet, um der Nomadenkultur näher zu sein als das Lagerfeuer. Ahmed, Said und ihre Freunde wärmen die Trommeln am Feuer auf, bevor sie traditionelle Lieder anstimmen.

Sie handeln vom Leben, erklärt unser Guide: „Das Leben ist das, was du daraus machst. Es geht nicht um eine bestimmte Religion, sondern die Einstellung, den Geist.“

Sternschnuppen zählen

„Die Sterne sind meine Freunde“, sagt Youssef. Regelmäßig geht der 26-Jährige in die Wüste. An die Sterne wird Youssef alle seine Sorgen los. Kein Wunder, denn der Blick in den Sternenhimmel über dieser weiten Landschaft ist atemberaubend.

Die Milchstraße und Sternenbilder wie Skorpion und Kassiopeia funkeln um die Wette. Da wir uns davon ohnehin schwer losreißen können, bleiben wir auf dem Rücken liegen. Sternschnuppen sausen über den Nachthimmel. Zählen, Wünsche nachschicken.

In einem Berberzelt übernachten

Wüstennächte können kalt werden. Deshalb haben wir unsere warme Skiunterwäsche angezogen. Nach einem letzten Blick in den funkelnden Sternenhimmel schlüpfen wir für die Nachtruhe in unser Berberzelt im Camp Oasis Tom Bhouktou. Die Türe ersetzt ein dicker Teppich, mit dem wir den Eingang zuhängen.

Wir kriechen unter je zwei dicke Decken und machen es uns gemütlich. Durch die unendlich dunkle Nacht schlägt der Wind gegen unser Zelt. Überraschenderweise können wir durch die transparente Zeltdecke den Sternenhimmel funkeln sehen, um dann ruhig unter dem behütenden Firmament einzuschlummern.

Nächstes Jahr gibt's eine Wiederholung!

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